Volkstanzwoche – ein saumäßig gutes Gefühl

Gedanken zur Volkstanzwoche von Romy Bromma (“verfeinert” durch Margit Weiler)

Seit 6 Jahren fuhr ich in Folge nach Weihnachten auf die Volkstanzwoche.

Über 100 Menschen aus verschiedenen Nationen treffen sich in Bad Schussenried im Humboldt-Institut, um zu tanzen, zu singen, zu musizieren….

Man tanzt traditionelle Tänze aus ganz verschiedenen Ländern und singt deren Volkslieder.

Es ist überhaupt nicht öde oder langweilig, nein ganz im Gegenteil. Alle, die sich dort treffen, lieben diese Art von Musik und Tanz und leben es auch. Das macht diese Menschen ungemein authentisch.

Man spürt es. Das Miteinander ist sehr harmonisch und fröhlich. Jedes Jahr trifft man voller Freude dieselben Volkstanzliebhaber und es entstehen Freundschaften, die weit über die Volkstanzwoche hinaus bestehen.

Der Spaß kommt nicht zu kurz, man lacht viel miteinander. Auch das eine oder andere tiefsinnige Gespräch entspinnt sich. Es ist nichts oberflächlich.

In der Mitte der Woche gibt es nach dem Frühstück eine besinnliche Stunde, in der man zur Ruhe kommt und die unter dem Motto der Volkstanzwoche steht…. z. B. wie letztes Jahr der Diamant.  „Jeder ist wertvoll, so wie er ist. Der eine geschliffen, strahlend…. Der andere ungeschliffen, etwas verblasst…“

Jeder findet sich wieder in den Texten, den Geschichten, den Liedern ….. Jeder hat die Chance, seinen Gedanken nachzugehen, sich wiederzufinden. Nicht selten kommt es vor, dass nach der besinnlichen Stunde Tränen der Rührung fließen und manche sich tröstend in den Armen liegen.

Der Ablauf der Volkstanzwoche ist wie ein Stundenplan genau getaktet  und bestens durchorganisiert. Das empathische Orga-Team sorgt für gute Stimmung und Abwechslung, hört sich Sorgen und Nöte an und findet sogar selbst ab und zu Zeit zum Mittanzen. Gerade beim Schreiben spüre ich, wie mir das Herz übergeht, wenn ich an sie denke.

In den letzten Jahren startete die Volkstanzwoche Ende Dezember, so dass der Silvesterabend im Humboldt-Institut gefeiert wurde. Die Köche zauberten ein himmlisches Büffet aus den feinsten Sorten von Käse, Fisch, Antipasti, Gemüse und kreierten sogar die Buchstaben „VTW„ aus verschiedenen Wurstsorten. Für mich war dies sehr beeindruckend. Natürlich ist festliche Robe oder Tracht angesagt an diesem Abend. Mit Beiträgen einzelner Teilnehmer wird ein buntes Programm zusammengestellt und es kommt überhaupt keine Langeweile auf…. Natürlich wird auch das alte Jahr mit viel Tanz verabschiedet.

Etwa eine halbe Stunde vor Mitternacht begeben sich die Teilnehmer warm angezogen in den 8. Stock eines Gebäudes des Humboldt-Instituts. Oben angekommen wird jeder mit Sekt empfangen.

Wenn jeder ein Glas in seiner Hand hält, wird das Lied „Wie die hohen Sterne kreisen“ angestimmt. Mehrstimmig zusammen… wahrhaftig…ehrlich…. dargebracht…. für sich und für jeden. Der Moment, in dem ich ehrfürchtig glaube, dass wir Menschen alle in Frieden leben könnten, wenn es nur jeder wollte.

Danach wird angestoßen, umarmt, gesucht, wem habe ich noch kein gutes neues Jahr gewünscht…. Oder nur mal dastehen, wirken lassen, dem Feuerwerk in der Ferne zuschauen…. Auch dies wird von den Umstehenden wahrgenommen und respektiert.

Was ich dieses Jahr, da keine Volkstanzwoche stattfinden kann auch stark vermissen werde, ist der allabendliche Roien zum Tagesabschluss. Ein Zusammenfinden im großen Kreis, alle sich an den Händen haltend, die Musiker in der Mitte. Akkordeon, Kontrabass, Flöte oder Geige stimmen die Melodie an, „Ade zur Guten Nacht“ oder „wenn alle Brünnlein fließen“. Schon setzt sich der Kreis mit einer bestimmten Schrittfolge in Bewegung. Natürlich wird dazu auch gesungen. Werden wir das jemals wieder tun können?

Die Lieder, die wir beim gemeinsamen Singen lernen, klingen noch Wochen zu Hause im Ohr.

Man ist sowieso voller Musik. Man hört sich summen…. Zuhause beim Spülen oder beim Spazierengehen. Man hat sogar Bilder zu dem einen oder anderen Lied…. Die Volkstanzwoche mit vielen schönen und herzlichen Erinnerungen klingt lange nach. VTW das bedeutet für mich eine Woche lang mit Menschen zusammen zu sein, die wie ich auch Spaß am Tanzen und an der Geselligkeit haben. Ich bin ja ein „junges Küken“ in dieser Hinsicht. Manch Jugendlicher hat schon mehr Tanz- und VTW-Erfahrung als ich mit meinen bald 64 Jahren. Aber ich schätze mich überaus glücklich, dass ich mich getraut habe vor sieben Jahren alleine mit dem Zug bei starkem Schneetreiben nach Freiburg zu fahren, um die Volkstanzwoche kennenzulernen. V-o-l-k-s-t-a-n-z-w-o-c-h-e, das war nur ein Wort damals…. Jetzt ist es ein Gefühl…. ein saumäßig gutes Gefühl, welches ich nicht mehr missen möchte.

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